Karttika – Sri Krishnas Lieblingsmonat
Nach einem heißen Sommer und feuchten Monsun empfinden Inder den „Sarat“ oder Herbst als die schönste Jahreszeit. Nach dem vedischen Kalender fällt Sarat auf die Monate Asvin und Karttika – wobei Karttika eine besondere Bedeutung trägt, weil er Krishnas Lieblingsmonat ist.
Jeder mag bestimmte Speisen, Getränke, Kleidung und Musik, und Sri Krishna als Höchste Person macht dabei keine Ausnahme. Unsere Vorlieben haben ihren Ursprung in den Seinen, denn wir sind Seine
Teile. Krishna liebt Butter, gelbe Kleidung, Pfauenfedern, Kühe, Flöten und das Land Vrindavana. Entsprechend mag Er unter den Monaten den Karttika-Monat am liebsten.
Dieses Jahr dauert er vom 17. Oktober bis 15. November.
Ein Monat der Liebe
Hingebungsvoller Dienst zu Krishna (Bhakti-Yoga) kann überall ausgeführt werden – zu jeder Zeit, an jedem Ort. Dennoch wissen die Gottgeweihten, dass der im Karttika-Monat
ausgeführte Dienst den Herrn besonders zufrieden stellt. Aus diesem Grund widmen sie sich in diesem Monat besonderen Entsagungen und hingebungsvollen Praktiken. Obwohl die vedischen
Schriften in allen Einzelheiten materielle Vorteile beschreiben, die sich durch die Ausübung hingebungsvollen Dienstes im Karttika-Monat erlangen lassen, haben reine Geweihte des Herrn
kein Interesse daran. Vielmehr wollen sie einzig und allein den Herrn zufrieden stellen. Jedes Jahr erwarten die ISKCON-Geweihten diesen Monat sehnsüchtig. Sie meditieren dann auch über Krishnas
Kindheits-Spiele als Damodara, welche sie täglich im „Damodarastakam“-Gebet besingen. Bei der Zeremonie lassen sei Butterfett-Lichter vor dem Alter kreisen.
Diese Gebete, von Satyavrata Muni verfasst, stellen eine wunderbare Beschreibung des Damodara-Spiels dar, während dessen Krishnas Mutter Yasoda ihren Sohn an einem Mahl-Mörser festbindet.
Sie geben außerdem Auskunft über Gott, Seine Geweihten und die Wissenschaft des Hingebungsvollen Dienstes. Wir lernen aus dieser Begebenheit, dass der allanwesende, allmächtige Herr sich
leicht durch die Liebe Seiner Geweihten erobern lässt und dass die Geweihten in reiner Gottesliebe nichts anderes wünschen als ständig über Seine Spiele zu hören und sie zu verherrlichen.
O mein Herr, obwohl du im Stande bist, alle nur erdenklichen Segnungen zu erteilen, bete ich Dich nicht an, um die Segnung der unpersönlichen Befreiung zu erlangen. Auch wünsche ich mir nicht
ein Leben auf den Vaikuntha-Planeten oder irgendetwas anderes. O mein Herr, ich habe einzig und allein den Wunsch, dass sich diese deine Form als Bala Gopala (kleiner Kuhhirtenjunge) von
Vrindavana ewiglich in meinem Herzen niederlassen werde, denn was hat für mich irgendeine andere Segnung außer dieser für einen Nutzen? O Herr, Dein Lotusantlitz, das von den wundervollen Locken
Deines weichen Haares umspielt wird, welche eine Spur von Rot aufweisen, wird von Mutter Yasoda immer und immer wieder geküsst. Auch deine Lippen besitzen eine rötliche Farbe, genau wie die
Bimba-Frucht. Möge dieses herrliche Bild Deines Lotosgesichtes immer in meinem Herzen wohnen. Tausende und Abertausende von sonstigen Errungenschaften werden alsdann für mich völlig wertlos
werden.
- Damodarastakam 4 und 5
Dieses Gebet ermöglicht einen Einblick in die Stimmung reiner Gottesliebe und das Leben der reinen Geweihten, welche die Essenz und Süße des Karttika-Monats bilden.
Das Damodara-Spiel
Wie Srila Visvanatha Cakravarti Thakur berichtet, geschah das Damodara-lila am Dipavali (Diwali)-Tag. Dieses Fest fällt dieses Jahr auf Freitag, den 01.
November. In diesem Spiel, welches im zehnten Canto des Srimad-Bhagavatam beschrieben steht, erzürnte Krishna Seine Mutter Yasoda, indem Er einen Buttertopf zerbrach. Er
lief dann fort und sah, wie seine aufgebrachte Mutter ihn verfolgte. Nach einer längeren Verfolgungsjagd fing Yasoda schließlich Krishna ein und versuchte, Ihn an einem Mahlmörser fest zu
binden. Zu ihrer Überraschung hingegen war der Strick zwei Zoll zu kurz. Obwohl sie immer mehr Stricke herbeiholte, fehlten jedes Mal zwei Zoll darin Krishna fest zu binden. Durch die großen
Bemühungen Seiner Mutter beeindruckt, erlaubte ihr Krishna schließlich dennoch, Ihn anzubinden. Die Gottgeweihten nannten Ihn dann „Damodara“, „jemand, dessen udara (Bauch) durch
dama (Stricke) festgebunden ist“. Srila Prabhupada schreibt:
Yogis, Mystiker, wollen Krishna in Seiner Form als Paramatma (Überseele) fangen und versuchen, Ihm durch Bußen und Härten näher zu kommen, was ihnen aber nicht gelingt. Hier jedoch erfahren
wir, dass Krishna voller Angst vor Yasoda davonläuft und von ihr gefangen wird. Dies macht den Unterschied zwischen dem Bhakta und dem Yogi deutlich; Yogis können Krishna nicht erreichen,
doch eine reine Gottgeweihte wie Mutter Yasoda hat Krishna bereits gefangen. Krishna hatte sogar Angst vor Mutter Yasodas Stock. … Krishna fürchtet Sich vor Mutter Yasoda, und Yogis fürchten sich
vor Krishna.
Srimad Bhagavatam 10.9.9, Erläuterung
Wenn Gottgeweihte den Herrn des gesamten Universums von der Liebe Seines Geweihten gebunden sehen, werden ihre Herzen von außerordentlicher Dankbarkeit erfüllt. Von Krishnas göttlichen
Eigenschaften angezogen, wenden sich ihre Herzen Ihm unkontrollierbar zu. Obwohl die Gottgeweihten den Herrn nicht beherrschen wollen, genießt Er es besonders, Befehle von Seinen Geweihten
entgegen zu nehmen. Jeder möchte vom anderen beherrscht werden, denn wo Liebe ist, liegt das Glück nicht darin zu erobern, sondern erobert zu werden. Srila Prabhupada schreibt in seiner
Erläuterung zu Srimad-Bhagavatam (6.16.34):
„Sowohl der Herr als auch die Gottgeweihten erobern. Der Herr wird von den Gottgeweihten erobert, und die Gottgeweihten werden vom Herrn erobert. Weil einer vom anderen erobert wird, erfahren
beide transzendentale Glückseligkeit in ihrer Beziehung.“
Jeder kann sich in dieser Meditation üben. Wenn möglich, besuchen Sie einen ISKCON-Tempel und nehmen Sie an den Damodara-Gebeten im Karttika-Monat teil, indem Sie dem Herrn mit einer
Lampe Ihre Hingabe zeigen. Diese Zeremonien finden im Bhakti Yoga Zentrum jeden Sonntag in diesem Monat statt.
Besondere Festtage im Karttika-Monat
Diwali (Dipavali) – 01. November 2024
Sri Krishna war mehrere Zeitalter zuvor als König Rama erschienen. Nachdem Sri Ramachandra den Dämon Ravana getötet hatte, um Seine entführte Ehefrau Sita zu befreien, kehrte Er am
Dipavali-Tag mit Ihr in Seine Hauptstadt Ayodhya zurück. Um dieses Ereignis feierlich zu begehen, zündeten die Einwohner Ayodhyas Lampen an, mit denen sie die Stadt erhellten, die sich
während der 14-jährigen Abwesenheit des Herrn in eine Art Geisterstadt verwandelt hatte. Ayodhya ist wie unser Herz, und Sita-Rama sind die Lebenskraft im Herzen. Ayodhya war eine reiche Stadt
gewesen, doch als Rama sie verließ, schien es den Bewohnen als hätten sie ihr Herz verloren und benahmen sich wie wandelnde Leichen. Es ist unmöglich, die Qual zu beschreiben, die diese Menschen
in Abwesenheit ihres geliebten Herrn litten. Sie erledigten ihre täglichen Aufgaben nur noch formell und erhielten sich nur durch die Hoffnung am Leben, dass sie eines Tages Sri Rama wiedersehen
würden. Sri Chaitanya drückt Seine eigenen Trennungsgefühle von Krishna (Gott) in Seinem Siksastaka (7) aus: „In Deiner Abwesenheit ist das gesamte Universum für mich eine trostlose
Leere.“
Als Rama nach Ayodhya zurückkehrte, erwachten die Bewohner wieder zum Leben und ihre verzweifelten Herzen erhellten sich vor Freude. Dieses Licht zeigte sich in den hellen Lampen.
Govardhana Puja – 02. November 2024
Auch das Govardhana-puja fällt in den Karttika-Monat. Als Krishna Seinen Vater Nanda Maharaja überzeugt hatte, das traditionelle Indra-Puja abzusagen, sandte der wütende Indra schwere Regenfälle über Vrindavana. Doch da Krishna Vrindavana beschützte, konnte Indra nicht einmal ein Staubkörnchen des Heiligen Landes vernichten. Mit dem kleinen Finger Seiner linken Hand hob Krishna mühelos den Govardhana-Hügel und brach Indras Stolz. So beschützte Er die Geweihten von Vrindavana.
Auch dieses transzendentale Spiel beweist Krishnas unbegrenzte Liebe für Seine Geweihten. In der Bhagavad-gita (18.66) versichert Krishna uns, dass wenn wir alle Arten der Religion
aufgeben und uns einfach Ihm hingeben, Er uns unter allen Bedingungen beschützen wird. Indem Er den Govardhana-Hügel hob, zeigte Krishna, dass Er keine Anstrengungen unterlassen wird, um
Seine Geweihten zu beschützen. Wenn Gottgeweihte über dieses Spiel meditieren, sind sie außerordentlich dankbar und möchten alles aufgeben, um sich Krishna hinzugeben.
Srila Prabhupadas Verscheidungstag – 05. November 2024
Schließlich gibt es noch ein weiteres wichtiges Fest für die ISKCON-Gottgeweihten: Der Gründer-Acharya der ISKCON, His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, verlies in diesem Monat diese Welt und schloss sich wieder Krishnas ewigem Spiel in der spirituellen Welt an. Alle, insbesondere Gottgeweihte der ISKCON, stehen auf ewig in Srila Prabhupadas Schuld, weil sie ohne seine Führung die Bedeutung des Damodara-lila, Dipavali und Govardhana Puja oder des Karttika-Monats niemals verstanden hätten – noch hätten sie die unvorstellbare Liebe zwischen dem Herrn und Seinen Geweihten begriffen.
Im Bhakti Yoga Zentrum begehen wir Diwali, Govardhana Puja und Srila Prabhupadas Verscheidungstag am Sonntag, den 03. November ab 14:00 Uhr. Alle sind herzlich eingeladen.